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„Die Welt mit neuen Augen sehen - eine fantastische Entdeckungsreise

Text Ninja-N. Kage, 2022

Marcel Proust postulierte einst: „Die besten Entdeckungsreisen macht man, indem man die Welt mit neuen Augen betrachtet.“

Die ästhetisch-schönen mikroskopischen Welten begleiteten nach dem ersten faszinierten Blick durch ein Mikroskop als Achtjähriger dereinst das facettenreiche und visionäre Lebenswerk Prof. Manfred P. Kages (1935-2019). Die fantastischen Inspirationsquellen des Mikrokosmos ermöglichten es ihm, die Welt mit neuen Augen zu betrachten.

Manfred P. Kage entwickelte sich folgend als einer der kühnsten Bildgestalter des 20. Jahrhunderts, einer der wichtigsten Pioniere der multimedialen und der Video-Kunst und als Wegbereiter einer ungewöhnlichen Synthese aus Wissenschaft und Kunst.
Mit seiner speziellen Zukunftssicht auf die „Visualisierung des Unsichtbaren“ sprengte er die Grenzen des künstlerisch Denkbaren und manifestierte mit dieser seine spezielle Interpretation der „Science Art“ - ein Begriff, den er bekanntlich für seine Kunst ersann und prägte.

Er zeigte sich zudem stets offen für neue Blickwinkel und Sichtweisen. Das ermöglicht es ihm kreative Projekte synergetisch transformieren und visionär weiter entwickeln zu können. Kage war hierbei in seiner künstlerischen wie wissenschaftlichen Arbeit seiner Zeit meist ein Stück voraus: Viele sahen, was ist – er sah durch seine wissenschaftliche Neugier und seinen Wissensdrang geleitet oftmals darüber hinaus.
Diesen unbändigen Entdeckergeist und Mut und seine kindliche Neugier behielt er sich bis zuseinem Lebensende bei und begeisterte und inspirierte mit diesen Eigenschaften zahlreiche Menschen, die mit ihm zusammenarbeiteten und lebten, seine künstlerischen Werke betrachteten oder seinen Vorträgen und Erzählungen lauschten.

Der Mikrokosmos ist es auch heute, dessen Erforschung und künstlerisch-ästhetische Darstellung als „Science Art-Visionen“ in für alle Menschen begreifbarer Weise, meine Mutter Christina Kage, meinen Mann Oliver Kage und mich jeden Tag aufs Neue herausfordert und fasziniert.
Man findet in diesen, für das menschliche Auge meist unsichtbaren Kleinst-Welten stets ungeahnte Überraschungen, faszinierende Analogien, eine fantastische Ästhetik und Fragilität und einen enormen Erfindungsreichtum. Man ahnt bei jedem neuen wissenschaftlichen wie künstlerischen (Er)Forschungsschritt die Bedeutung dieser Welt für alles Leben auf unserem kleinen, so wunderbaren Planeten.
So z.B. bei der Erforschung der Bedeutung der mikroskopisch-kleinen Sauerstoffproduzenten, der Wasser- und Bodenfiltrierer, der kleinsten Stufen unserer komplexen Nahrungsnetze und der mikrobiologischen Beschützer unserer eigenen Immunsysteme.
Sie alle bilden die Grundstruktur unseres Planeten und halten das große Netz für alles Lebendige zusammen.

Und wenn man sich vor Augen hält, dass letztendlich alles, was wir heute um uns herum sehen und alles darüber hinaus einst aus einem unvorstellbar winzigen mikroskopischen Punkt heraus entstanden ist, so kann einen diese Erkenntnis nur immer wieder staunend zurücklassen und den bereits beschriebenen Entdeckergeist fortwährend nähren.

Meine Mutter und mein Mann Oliver und ich arbeiten als künstlerisches Team eng zusammen und beleuchten beispielsweise als Familien-Künstlerkollektiv „K4i“ mit Manfred P. Kage (in memoriam) genau dieses beschriebene Unbekannte und Verborgene, die Ornamente des Lebens und Metamorphosen unserer Welt– eingebettet in den allumfassenden Rhythmus von Chaos und Ordnung des Kosmos.
Innerhalb unserer multimedialen „Optischen Konzerte“ lassen wir, wie es M. P. Kage bereits 1958 ersann, in künstlerischen Dimensionsprüngen den Mikro-, Meso- und Makrokosmos miteinander verschmelzen - als spontan entstehende optische Kunst und als erweiterte Realitäten aus Licht.
Den Betrachtern unserer „Optischen Konzerte“ können wir es in dieser Weise ermöglichen, die sonst meist verborgenen mikroskopischen Welten zwischen Erde, Luft und Wasser in all ihrer Schönheit und Fragilität immersiv zu erleben. Und wir haben die für uns fast schon berauschende Möglichkeit, ihnen zudem die enge Verbindung der Menschen zur Natur und dessen Platz in einem größeren System zu eröffnen.

Der Ort an dem dies alles erdacht wurde und wird und die Kunst zu finden ist, ist bekanntlich das Schloss Weißenstein in Baden-Württemberg, das 1971 von M. P. Kage gekauft und seitdem im Privatbesitz der Familie Kage ist. Das Schloss wurde und wird von unserer Familie fortlaufend aufwändig, mit viel Eigenleistungen und tatsächlich hingebungsvollem Engagement instand gehalten.

Der unbedingte Wunsch Manfred P. Kages war es, dass sein Lebenswerk in all seiner Vielfältigkeit für jetzige und zukünftige Generationen öffentlich sichtbar gemacht, fortlaufend erforscht und im Schloss erhalten wird. Aus diesem Wunsch hat sich über Jahre ein großes Projekt entwickelt.
Und so war und ist es uns als Familie besonders wichtig, das Schloss für die Öffentlichkeit fortlaufend weiter zugänglich zu machen, es sich insbesondere stetig weiter entwickeln zu lassen, sich, wie es Manfred Kage immer tat, neuen Möglichkeiten und Techniken der Präsentation zu widmen und in dieser Form das außergewöhnliche Lebenswerk Manfred P. Kages in diesem einzigartigen Haus zu erhalten und sichtbar zu machen.

Das Schloss beziehen wir hierbei eng in unsere künstlerische Arbeit als Protagonist mit ein.
Das historische Gemäuer bietet beispielsweise eine große Bühne für unsere Großprojektionen, die „Optischen Konzerte“, und den Platz für unsere künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeitsstätten wie die Kunstsammlung mit Biografie-Archiv, das Institut für wissenschaftliche Fotografie mit angeschlossenem Bildarchiv und das Museum „Kages Mikroversum“ mit seinen vielfältigen Sammlungen.
Es bietet jedoch auch den Unterschlupf für zahlreiche unserer Forschungs- und Anschauungsobjekte. Das alte Gemäuer und der naturnahe bewirtschaftete blumenreiche Schlossgarten sind beispielsweise besiedelt von winzig kleinen Bärtierchen, die im Moos auf den Schloss-Fensterbrettern leben, Spinnen weben ihre filigranen wunderschönen Netze an den Hausecken, schillernde Erzwespen und Marienkäfer überwintern zwischen den historischen Doppelfenstern, jede Kamin- und Fensternische oder Dachluke wird von Falken, Dohlen, Waldkauzen oder kleinen Singvögeln genutzt, die alten Dachböden regieren zahlreiche Siebenschläferfamilien, den Gewölbekeller bevölkern im Winter wunderschöne Feuersalamander und Laufkäfer, in und an den Teichen des Gartens leben Bergmolche ,Kröten und Libellenlarven und die das Schloss umgebenden Blumenwiesen sind ein wahres Festmahl für zahlreiche Insektenarten.

 

Schloss Weißenstein ist damit wahrhaftig ein lebendiges Denkmal, das von uns und unserem 2020 gegründeten Förderverein Schloss Weißenstein e.V. als wichtiges überregionales Identifikationsobjekt, als Wissensspeicher und einzigartiger Kultur- sowie Lern- und Bildungsort für jetzige und zukünftige Generationen liebevollst gehegt und gepflegt wird.

Dem unbedingten Wunsch Manfred P. Kages der Weiterentwicklung unseres Hauses oder auch des „Raumschiffes“, wie er es oftmals nannte, kommen wir demnach in allen möglichen Facetten nach – und wir haben noch eine weitere spannende Entdeckungsreise vor uns!

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